Der Bien und sein Wachs
Einige mögen's ohne, viele mögen es mit. Der eine als Ganzes, der andere nur als Starthilfe.
Da gibt es viele Möglichkeiten, Meinungen und Verwendungszwecke. Bienenwachs hat längst nicht mehr den Stellenwert, den es einmal hatte. Im Laufe der Industrialisierung ist es fast vollständig durch Kunstwachs ersetzt worden. Ungewöhnlich ist das nicht; brennen Kerzen doch länger und der frisch gewachste Ski gleitet besser über den Schnee.
Die Biene erzeugt im Schnitt 1kg Wachs pro Jahr. Da sie für dieses eine Kilo ca. 14kg ihrer Nahrung benötigt, ist Bienenwachs gleichzeitig ein wertvolles Gut. In einer Imkerei, sowie in der pharmazeutischen und kosmetischen Industrie und auch der Lebensmittel-industrie, ist Bienenwachs hingegen nicht wegzudenken. Es ist ein hochwertiges, von den Bienen selbst erzeugtes, Naturprodukt mit vielen positiven Eigenschaften.
Der Bienenstaat selbst ist auf Bienenwachs angewiesen - klar. Mit dem Beginn des Frühjahrs "erzeugen" die Bienen neuen Wachs und erneuern und vergrößern ihr Zuhause. Zu diesem Zeitpunkt ist die Frühjahrsrevision des Imkers zumeist abgeschlossen. Es hängen neue Rähmchen in den gesäuberten Zargen. Frische Wachsplatten sog. Mittelwände wurden eingelötet oder schmale Anfangsstreifen eingesetzt.
Der Imker möchte damit den Bienen eine Richtung vorgeben, wodurch die Arbeit an und mit ihnen erleichtert wird. Einige Imker lassen die Bienen auch komplett im Naturbau ihr Nest erweitern. Sie brauchen im Gegensatz kein Bienenwachs zurück führen.
Vor einigen Jahren wurde aus Profitgier das Bienenwachs mit Kunstwachs gemischt oder sogar ersetzt. Das Resultat daraus waren sterbende Bienenvölker, in denen das Brutnest vergiftet und/oder der Wabenbau in sich zusammenbrach. Man hat dazu gelernt und überprüft nun jedwede Charge zugekauften Wachses. Die beiden Protagonisten der Wachsverfälschung sind das Paraffin und das Stearin. Das Paraffin, als Nebenprodukt der Braunkohle oder als Abfallprodukt bei der Erdölraffinierung, hat einen hohen Anteil an Kohlenwasserstoffen.
Je nach Molekülmasse, hat Paraffin einen Schmelzpunkt von 10°C - 80°C. Ist der Schmelzpunkt zu niedrig führt dies beim Einbringen in die Völker zum Zusammenbruch des Brutnests oder zumindest zu einer Verformung der Waben. (Photos im Link). Sofern das Paraffin jedoch einen hohen Schmelzpunkt besitzt, ist es mehr oder minder unproblematisch für ein Bienenvolk. Aber schön ist anders. Bei der Wachsanalyse wird somit stark auf den Anteil der Kohlenwasserstoffe geschaut. Bienenwachs enthält zwar auch einen geringen Anteil an KWStoffen, aber Wachse mit mehr als 16-17% werden der Mittelwandproduktion nicht zugeführt.
Auf der anderen Seite gibt es das Stearin, welches aus Palmöl (pflanzlich), oder aus tierischen Ölen und Fetten gewonnen wird. Beim Stearin ist der Schmelzpunkt wesentlich höher. Er liegt zwischen 55°C und 70°C, weshalb es gern bei der industriellen Kerzenherstellung beigemischt wird, um der Kerze aus Paraffin mehr Stabilität zu geben. Aber ... obwohl Stearin aus pflanzlichen und/oder tierischen Stoffen hergestellt wird, sind die Inhaltstoffe toxisch. Diese Giftstoffe führen rasch zum Absterben der Brut. Gar nicht schön. Bereits bei geringen Anteilen des Stearins entstehen Lücken im Brutnest und das Volk schafft es nur selten auf die erforderliche Bienenmasse um zu überleben.
Für Imkereien oder Vereine, mit einer gewissen Menge an Bienenwachs pro Jahr, besteht die Möglichkeit, ihr eigenes Bienenwachs durch einen Umarbeitungsbetrieb umarbeiten zu lassen. Der Vorteil liegt auf der Hand, denn dem Imker ist genau bewusst, wie sauber oder auch unsauber sein Bienenwachs ist und kann entsprechend handeln. Altes Wachs wird separiert und frisches, sauberes Wachs als neue Mittelwand oder Anfangsstreifen zurück in die Völker gegeben. Wirtschaftlich gesehen ist der eigene Wachskreislauf ein sinnvoller und wichtiger Punkt. Die Umarbeitung ist kostengünstiger als der Zukauf und die Herkunft ist eindeutig.
Auf ein Neues….
Weiterführende Infos und Photos in folgendem Link: https://deutscherimkerbund.de/.../Deutscher.../Spiewok.pdf